Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm e.V.
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Eduard Reichenbaum, 1937

Eduard Reichenbaums Mutter Sabina, 1945. Als ihr Sohn Ytzhak von der Ermordung seines Bruders am Bullenhuser Damm erfuhr, wollte er seiner Mutter diese Nachricht nicht zumuten. Sie starb 1985 in Israel.

Ytzhak Reichenbaum, der Bruder von Eduard Reichenbaum, 2009

DIE 20 KINDER

Eduard Reichenbaum

Eduard Reichenbaum wurde am 15. November 1934 in Kattowitz in Polen geboren. Seine Familie nannte ihn Edulek. Sein Vater Ernst Reichenbaum arbeitete als Buchhalter in der Filiale eines deutschen Verlags. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg zog die Familie mit Eduard und seinem zwei Jahre älteren Bruder Jerzy in den Ort Piotrków Trybunalski bei Łódź, wo die Großeltern wohnten.

1943 wurde die Familie in das Zwangsarbeitslager Bliżyn verschleppt. Dort mussten Eduard und Jerzy in einem Kommando arbeiten, das Socken für die Wehrmacht produzierte. Der neunjährige Eduard entging in Bliżyn einer Selektion, bei der fünfzig Kinder unter zehn Jahren deportiert und ermordet wurden. Sein Vater, der wegen seiner guten Deutschkenntnisse im Lagerbüro arbeitete, hatte sein Geburtsdatum gefälscht. Im September 1944 wurde die Familie in das KZ Auschwitz deportiert. Jerzy und sein Vater kamen in das Männerlager, wo der Vater im November starb. Eduard kam mit seiner Mutter Sabina Reichenbaum zunächst in das Frauenlager. Später wurde er in die Kinderbaracke verlegt. Sabina Reichenbaum kam im November 1944 in ein Außenlager des KZ Buchenwald in Lippstadt. Zum selben Transport gehörte auch Mania Herszberg, die Mutter von Riwka Herszberg. Eduard Reichenbaum wurde am 28. November 1944 in das KZ Neuengamme gebracht und am 20. April 1945 hier am Bullenhuser Damm ermordet.

Jerzy Reichenbaum wurde bei der Räumung des KZ Auschwitz in die weiter westlich liegenden Konzentrationslager Sachsenhausen und Mauthausen gebracht und überlebte. Noch im selben Jahr emigrierte der dreizehnjährige Junge nach Israel, 1947 folgte ihm seine Mutter. Sie suchten nach Eduard, doch erst 1984 erfuhr Jerzy, der sich inzwischen Ytzhak nannte, durch einen Artikel in der israelischen Zeitung „Maariv“ vom Schicksal seines Bruders Eduard. Ytzhak Reichenbaum besuchte regelmäßig die Gedenkfeiern am Bullenhuser Damm und sprach mit Jugendlichen über das Schicksal seines Bruders.

Im Oktober 2020 verstarben Ytzhak Reichenbaum und seine Frau Bella in Haifa/Israel.


In Erinnerung an Bella und Ytzhak Reichenbaum

Im Oktober 2020 verstarben Bella und Ytzhak Reichenbaum innerhalb weniger Tage in Haifa/Israel. Sie hatten sich beide mit Covid19 infiziert.


Bella und Ytzhak Reichenbaum bei der Gedenkfeier 2012

Beide sind viele Jahre zur Gedenkfeier am 20. April nach Hamburg gekommen und hatten zu vielen in unserer Vereinigung ein sehr herzliches Verhältnis. Ytzhak hat viel in Schulen über seine Geschichte und die seines Bruders Eduard, der mit 10 Jahren am Bullenhuser Damm ermordet worden ist, gesprochen und ist mit israelischen Gruppen nach Auschwitz gereist.

Seiner Frau Bella haben wir es zu verdanken, dass 2015 die Identität von Walter Jungleib festgestellt werden konnte, sie stellte den ersten Kontakt zu Grete Hamburg her.

Wir werden Bella und Ytzhak nie vergessen.